Peter Stübig, Ortsheimatpfleger Lobmachtersen

 

Die Wassermühle in Salzgitter-Lobmachtersen

 

Die ersten Nachweise der Wassermühle in Lobmachtersen beginnen im 16. Jahrhundert und dürften wie heute an der Crammer Straße gelegen haben.

Erstmalig erwähnt wurde die Wassermühle 1579 im Erbregister des Amtes Gebhardshagen. Danach besaß Ebert Hasenfues die Mühle: „Eine Muelen gibt in die Kirchen einen gulden Tudt“. Nach dem Mühlenrecht war es eine Braunschweigische Herzogliche Amtsmühle; Grund und Boden aber gehörten der Kirche in Lobmachtersen. In Erbregistern von 1593 werden Johan Haberland und 1622 Hans Horneburgk angegeben. Hermann Krentel besaß die Mühle 1656, später sein Sohn Andreas. Danach wurde die Mühle von Henning Meyer und später von Andreas Schrader betrieben. Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde auch Lobmachtersen verwüstet, so auch die Mühle im Schreiben von 1663:“dass das „gantze werk ohne besondere Gefahr nicht länger woll hinstehen kann“. Am 27. Nov. 1699 wurde die Mühle an Heinrich Diestel mit seinem Sohn Cord für sechs Jahre verpachtet. Darauf folgten die Müller Jürgen Heinrich Randorf und Tobias Christoph Duderstadt. Mitte des 18. Jh. wurde die Wassermühle von Jürgen Meier gepachtet, der zuvor die Windmühle in Barum betrieben hatte. Ab da blieb die Wassermühle über 200 Jahre in Familienbesitz. Die Mühlengebäude wurden 1758 vom Sohn Johann Hennich (Heinrich) Meier neu errichtet. Die Balkeninschrift am Haus ist teils undeutlich: „Aus dem buch Tobia 1 … von dienen gütern Hilf den armen und Wende dich nicht von den Armen. So wird dich Gott gnädig ansehen. M. Johann Hennich Meyer. Ilse Sofia Meyern … M.H.L Disel Anno 1758“. Im Jahre 1802 wird die Mühle beschrieben: „Vor dem Dorfe wird von dem Mühlen- und Calbechtschen Bache eine oberschlächtige Mahlmühle mit 1 Gange getrieben“.

Wassermühle 1982, Links Turbinenhaus, Wohnhaus: Links Mahlstube, Rechts und Obergeschoss Wohnungen

Foto: Archiv Peter Stübig

Um genügend Wasser zum Antrieb des Mühlenrades zu haben, wurde die ursprüngliche Fuhse und der Flachstöckheimer Mühlenbach (später Fuhse genannt) mit einem tiefen Graben durch die Lindert verlegt. Am Zusammenfluss vom Calbechter Bach und dem Springbach kamen von Osten die beiden Bäche hinzu, sodass die vier den Zufluss zur Mühle bildeten. Über einen 400 Meter langen sogenannten Mühlengraben wurde das Wasserrad an der heutigen Crammer Straße erreicht.

Von Süden gesehen: der Mühlenbach, im Hintergrund das Lagerhaus der Mehlhandlung,

links dahinter die Wassermühle um 1950

Foto: Archiv Peter Stübig

Im Jahre 1895 wurde als Witterungsschutz das Mühlenrad mit einen geschlossenen Anbau versehen. Über den Anbau existiert eine Zeichnung. Die Wasserfallhöhe am Wasserrad betrug nach Zeichnung etwa 2,30 m. Das Wasserrad besaß einen Durchmesser von ca. 5 Metern. Im Jahre 1913 wurde das Mühlenrad durch eine kleine Wasserturbine ausgetauscht, die einen kleinen Walzenstuhl anstatt der Mahlsteine antrieb. Die Wasserturbine ist noch heute im Anbau vorhanden. Mit der elektrischen Stromversorgung 1912 in Lobmachtersen wurde auf Elektromotoren umgestellt. Gegenüber der Wassermühle wurde 1882 ein Lagergebäude für eine Mehlhandlung errichtet. Mit der alten Mahleinrichtung konnte nur noch geschrotet werden und das Mehl für die Bäckereien von modernen Mühlen dazugekauft. Die Mehlhandlung wurde 1968 als letztes geschlossen und der alte Mühlengraben zugeschüttet. Die heutige Fuhse fließt vom ehem. Wehr durch den früheren Umflutgraben. Die Wassermühle gehört heute der Familie Becker-Strube und wurde von ihr aufwändig restauriert.

 

 

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